Der Sommer ist eigentlich zu Ende. Dachte ich. Und habe den Horst, meine Dachterrasse, abgeräumt, sprich Herbstfest gemacht. Teppiche rein, Sonnenschirme versorgt, Lounge abgebaut, Pflanzen zurückgeschnitten. Für die paar wenigen Tage im Herbst, an denen man wirklich noch draussen sitzen kann, tun es dann auch ein paar klappbare Liegestühle. Jetzt ist der Sommer tatsächlich noch einmal zurückgekommen. Mit aller Macht. Entgegen unseren glorreichen Metereologen, die steif und fest das Gegenteil behauptet haben, sogar mit Tropennächten. Also alles wieder raus, und noch einmal in vollen Zügen genossen. Inklusive draussen schlafen. Auf einer Dachterrasse mitten in der Stadt, eine Nacht zu verbringen? Ganz ein spezielles Gefühl. Bisschen wie im Orient. Wirklich, ich schwör. Ich hoffe, auch für sie, es hält noch eine kleine Weile an.
Wie komme ich jetzt vom Spätsommer und Dachterrasse wieder auf mein eigentliches Thema, “Minimalismus”? Stimmt. Minimallösung anstreben. Auf der Terrasse. Wegen Herbst. das war es. Und irgendwie dann den Rank bekommen, hin zum Minimalismus im Alltag. Letzteres gar nicht so schwierig. Weil alltäglich und überall anzutreffen. Heutzutage. Zumindest mein Eindruck. Der Mensch neigt dazu. Nur noch selten voller Einsatz. Lieber nur ein bisschen. Minimal. So das es gerade reicht. Warum auch mehr machen. Wird ja eh nicht mehr, wie sagt man? Wertgeschätzt? Oder vorgelebt. Mit minimalem Aufwand ein Maximum an Ergebnis. Oder Ertrag. Stelle ich sehr oft an unserer Jugend fest. Ich weiss von was ich spreche, da ich mich in der Jugendarbeit engagiere. Hin und wieder. Ein nicht ganz ungefährlicher Trend.
Diese Erfahrung machen immer wieder auch Kunden in der Boutique eines guten Freundes. Er selber nicht minimal. Die Boutique auch nicht. Nicht ganz. Sortiment schon etwas beschränkt, aber ausreichend. Nein, spiele auf ganz etwas anderes an. Seine Umkleidekabinen. Davon hat es zwei oder drei. Auch das ist nicht unbedingt minimal. Es sind die Vorhänge. Sichtschutz. Die sind äusserst minimal. Zugeschnitten. Auf die Öffnung der Kabinen. Und auf dem roten Sofa zu sitzen und die Leute dabei zu beobachten, die sich mit diesem Umstand abmühen? Ein Vergnügen der Sonderklasse. Also nicht so im Sinne von “Spannen”. Mehr so in der Art von Charakter des Menschen. Drückt dies nämlich aus. Das Verhalten, respektive der Umgang mit dem Sichtschutz, wenn Person in Umkleidekabine. Und versucht, sich dieser zu entziehen. Der Sicht. Von draussen. Insbesondere der, desjenigen, auf dem roten Sofa. Kann ich ja nichts dafür. Das dies so (un-) günstig steht.
Person rüstet sich. Mit Kleidung, betritt Kabine, dreht sich um und zieht Sichtschutz. Dieser aber, vereitelt. Und verhindert. Weil, wenn auf der einen Seite bündig mit der Wand und Blickdicht, auf der Anderen 5 Zentimeter. Offen. Soweit die Tatsachen. Wirklich interessant, jetzt der Umgang der Personen in den Kabinen, mit Umstand an und für sich.

Der Korrekte. Sieht den Abstand auf der einen Seite. Versucht auszugleichen. Und verzweifelt. Zuerst am Sichtschutz, der gar nicht daran denkt sich anzupassen. Dann schliesslich an sich selber. Diese 5 Zentimeter, welche auf eine Distanz von quer durch den Laden dann eh nur noch ca. 5 Millimeter ausmachen, auf Seite des scheinbaren Beobachters. Die hindern den Korrekten daran, sich dem eigentlichen Zweck der Umziehkabine zuzuwenden, verlässt zunächst diese und dann den Laden. Frustriert.

Der Träumer. Der sieht gar nichts. Ausser seinem Spiegelbild. Manchmal nicht einmal, das er den Vorhang gar nicht zugezogen hat. Oder wo er sich befindet. Im Laden und auch im Leben.

Der Exhibitionist. Kennt den Laden und den minimalen Vorhang schon von früheren Besuchen. Freut sich. Achtet darauf, den Spalt auf noch ein bisschen mehr als die 5 Zentimeter zu öffnen. Positioniert sich in der Kabine möglichst nahe am Spalt. Gewährt so An- und Einsichten, die beim vermeintlich Beobachtenden zu gelegentlicher akuter Erblindung führen.

Diese Beschreibungen könnte man jetzt noch eine zeitlang so weiterführen. Sie beziehen sich übrigens sowohl auf Herren, wie auch auf Damen. Aber wichtig. Der Eindruck entsteht nur auf Seite der Benutzer der Kabine. Gesehen zu werden. Von aussen sieht man nichts. Wirklich. Ich schwör. Macht Euch also keine Gedanken. Die würde ich mir nur in der einen Kabine machen. Die mit der Türe. Ins Treppenhaus. Und zur Toilette des Ladens. Weil, es kann passieren…… Kabine leer, Person verspürt Drang und sucht WC auf. Geschäft erledigt, zurück in den Laden, Türe auf, Kabine besetzt…..!
Und was dann kommt, dass überlasse ich ihrer Phantasie 😉

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