Zufall. Das Leben ist ein Zufall. Und gefährlich. Grundsätzlich. Vorher schon. Vor der Geburt, mein ich. Wirklich. Als Samenzelle. Weil ja nur Eine von Vielen ihr Ziel erreicht. Der Rest? Ex und hopp.Das viele von uns, nach erfolgreicher Zeugung, ein hohes Alter erreichen dürfen? Zufall. Auch wenn man das Glück hat, in der Schweiz geboren zu sein. Könnten ja auch auf einer Müllkippe, in einem Drittweltland. Oder sonst wo. Dann Zufall noch viel grösser. Aber auch hier gross.
Die Meisten machen sich das gar nicht bewusst. Wenn sie Morgens aus dem Haus gehen, es eigentlich reiner Zufall ist, am Abend wieder gesund heim zu kommen. Und jetzt keine Behauptungen, bitte. Wie, ein Zufall? Bei mir? Niemals! Ich pass immer auf. Und werden dabei von einem Tram überfahren. Oder einem Auto, dessen Fahrer gerade ein SMS tippt. Oder ersticken an einer Currywurst. Weil, das Leben ist ein Irrenhaus. Und sie ja immer nur auf Ihren Teil des Zufalls achten können. Laufen auf dem Trottoir, schauen immer schön rechts und links auf den Verkehr? Und von oben? Blumentopf. Dachziegel. Manchmal auch ein Klavier. Verstehen sie? Es ist nicht Schicksal oder Vorsehung oder Absicht. Nein. Es ist reiner Zufall.

Zugegeben. Bei uns Normalbürgern ist die Chance davon zukommen etwas besser. Man begibt sich nicht noch extra in gefährliche Situationen. Im Gegensatz zu Rennfahrern zum Beispiel. Oder Basejumpern. Wer auch immer. Bei Letzteren grinse ich verächtlich. Wenn sie in einem Interview behaupten „ich gehe dann immer nur soweit wie ich es mir zutraue, im Griff habe und verantworten kann“. Und klatscht dabei in Lauterbrunnen mit 200 gegen eine Felswand. Oder auf das Trottoir vor einem Hochhaus. Unter dem womöglich sie gerade vorbei gelaufen sind. Bemerken sie die Ironie?

Natürlich gibt es noch viel mehr Risikogruppen. Soldaten, Polizisten, was weiss ich nicht noch alles. Aber eben. Auch wir Normalos unterstehen diesen Zufallsprinzip. Letztens wurde sogar einer fast erstochen, weil er in Facebook eine Rechenaufgabe lösen wollte und darüber mit einem Anderen in Streit geriet. Worauf Letzterer dann Ersterem real auflauerte und nieder stach.

Man hält sich selbst ja meistens für gefeit dagegen. Ich mich auch. Da bilde ich keine Ausnahme. Aber letztens, letztens wurde ich wieder eines Besseren belehrt. Um Haaresbreite nur entging ich dem Zufall. Wirklich. Ich schwör. Dabei! Ich hätte es wissen müssen. Eigentlich. Lebenserfahrung und so. Schuld daran ist ein Coiffeur. Der in unserem Haus. Welcher mich immer so schräg anschaut, weil ich nie zu ihm, sondern billiger. Er schaut auch meine Partnerin schräg an. Darum ging sie nun. Letzte Woche. Und jetzt stellen sie sich vor. Dieser Coiffeur, der schneidet nicht einfach nur Haare. Wobei ich persönlich ja eine andere Meinung habe, aber wer bin ich schon! Nein, der bietet Lifestyle. Lifestyle. Da geht das Haarschneiden ein paar Minuten länger, wegen dem Lifestyle. Kostet dafür aber auch entsprechend. Besonders für eine Frau. Ich nenne ihnen jetzt hier nicht den Preis, den meine Partnerin zu zahlen bereit war. Nein, den nenne ich nicht. Ich schwör. Aber eine Woche Sportferien! Im Winter! In der Schweiz, wohlgemerkt. Zwar nicht als vierköpfige Familie. Aber immerhin. Sie verstehen, was ich meine? Nun, jedenfalls, meine Partnerin, Lifestyle und Winterferien. Und am Abend kam ich nach Hause. Ich war im Stress, das muss man berücksichtigen. Nur so ist es zu erklären. Das mir der Satz auskam, als sie mir sagte, was der Lifestyle kostet, mir der Satz auskam:

“Hm, Du siehst jetzt aber nicht wirklich viel anders aus, als wenn Du zu Deinem (viel günstigerem) Stamm-Coiffeur gehst.”
Drei Sekunden! Drei Sekunden vernichtende Stille. Und dann Lebensgefahr. Für mich. Ich entkam nur zufällig. Ich schwör.

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