Stimmen im Kopf
Früher, so sagt man, früher war alles anders. Mitunter besser. Sagen die Alten. Schlechter, früher war alles schlechter. Sagen die Jungen. Generation Internet und Smartphone. Meine zum Beispiel. Mein Nachwuchs. […]
Stadtgeschichten und -touren um und aus Zürich
Früher, so sagt man, früher war alles anders. Mitunter besser. Sagen die Alten. Schlechter, früher war alles schlechter. Sagen die Jungen. Generation Internet und Smartphone. Meine zum Beispiel. Mein Nachwuchs. […]
Früher, so sagt man, früher war alles anders. Mitunter besser. Sagen die Alten. Schlechter, früher war alles schlechter. Sagen die Jungen. Generation Internet und Smartphone. Meine zum Beispiel. Mein Nachwuchs. Wenn ich dem Geschichten von früher erzähle? Die lachen sich schlapp. Thema Zusammenhalt und Gemeinschaft.
Auf dem Dorf in dem ich aufwuchs. 986 Nasen. Damals. Heute nicht viel mehr. Vermutlich. War aber schon lange nicht mehr da. Also nicht gesichert. Diese Aussage.Da hatten wir Einen. Die im Nachbardorf? Die auch. Einen. Das Nachbardorf des Nachbardorfs? Die ebenso. Auch Einen. So zieht sich das durchs ganze Land. Alle hatten Einen. Einen Menschen mit einem mehr oder weniger offensichtlichen Makel. Etwas despektierlich auch Dorf-Trottel genannt. Damals. Vor der ausufernden politischen Korrektheit von heute. Alle wussten davon. Alle kannten ihn. Oder sie. Er bewegte sich frei im Dorf. Wurde vielleicht ab und zu etwas getriezt, war aber akzeptiert. Man passte auf ihn auf. In der Gemeinschaft. Dorfgemeinschaft? Gibt es heute so nicht mehr. Woran ich das festmache? An den Vereinen. und dem Engagement. Damals war man in mindestens drei Vereinen. Jeder. Musikverein, Schützenverein, Sportverein, Gesangsverein, Landjugend, Verein der treulosen, einsamen Männer. Egal. In drei. Mindestens. Ich auch. Weil wenn nicht? Dann bestand Gefahr als Sonderling angesehen zu werden. Und von Sonderling bis Dorf-Trottel? Ein kurzer Schritt. Wer ist heute noch in einem Verein? Geschweige denn in drei? Eben. Jetzt nicht dass sie denken ich denke jetzt, daher alles Trottel. Nein, wirklich nicht. Als Mensch hat man heute ja einen, sagen wir mal, relativ hohen Individualisierungsgrad. Luca auch. Der hat auch einen. Wer sonst zeigt uns seine Unterhosen öffentlich in einer Bar. Er hat auch nicht das, was viele der nicht ganz makellosen seinerzeit hatten. Stimmen. Im Kopf. Die zu einem sprachen. Gab es in Zürich früher auch. An einen erinnere ich mich besonders. Sass immer im Tram. Ganz hinten. Bevorzugt zu Stosszeiten. Wartend, bis das Tram gefüllt. Dann stand er auf. Oder auch nicht. Aber er begann. Zu predigen. Über den Teufel. Und sein Werk. Laut. Sehr laut. So dass mitunter der Tram-Chauffeur vor Schreck voll auf die bremse trat. Jetzt muss man wissen. Früher gab es noch keine Cobras. Heisst die Trams bestanden noch aus einer Kombination von zwei getrennt voneinander verkehrenden Wagen. Der Chauffeur sass im vorderen. Zu vorderst. Der Prediger im hinteren. Ganz hinten. Beginn der Predigt. Vollbremsung. So laut. Jetzt wissen sie es.
Den habe ich jetzt schon seit längerem nicht mehr gesehen. Oder gehört. Vermutlich weggeschlossen. Weil störend. Wie heute die nicht ganz makellosen auf dem Land. Auch weg. Alle. Darum war ich sogleich aufmerksam. Als ich das hörte. Von den Stimmen. Im Kopf. Meiner besseren Hälfte, mit der ich zusammenwohne. In der Altstadt.
Jetzt muss man wissen. Altstadtwohnung. Sehr alt. Alles etwas schief und verwinkelt. Aber? Ein Lift. Bis in die Wohnung. Klein, Weil Altstadthaus. Sehr klein. Sehen sie, wenn Sie mit mir darin stehen müssten. Aber immerhin. Natürlich auch Treppe. Im Treppenhaus. Bis hoch in den fünften Stock, War früher mal ein Wehrturm. Im Mittelalter. Da nahm man es wohl nicht so ganz genau. Mit den Abständen. Der Stufen. Die sind, sagen wir mal, etwas unpräzis. Ungleichmässig. In Höhe und Verteilung. Kommt man nüchtern schon kaum unbeschadet hoch. Geschweige denn runter. Darum Lift.
Und schwedische Verhältnisse. Wir haben schwedische Verhältnisse zuhause. Brot mit Butter, Konfi und Käse. Gleichzeitig. Oder. Keine Schuhe. In der Wohnung. Die stehen vor der Türe, beim Lift. Jetzt kann es passieren, dass es pressiert. Mitunter. Dann Lift hoch, Türe auf und rein. Mit den Schuhen in der Hand. Die zieht man dann im Lift an. Jetzt. Ein Mann, der sich die Schuhe anzieht und dann bindet, der geht dabei in die Hocke. Grätsch-Hocke. Männer wissen, was ich meine. Eine Frau? Die grätscht nicht. Die knickt. Ab. In der Hüfte. Oberkörper nach vorne, Hüfte knickt, Hintern verschiebt nach hinten. Eine grosse Frau, in einem kleinen Lift. Wenn die knickt, wohin verschiebt sich dann der Hintern? Richtig, Nach hinten. An die Wand. Des Lifts. Und wenn sich just in Höhe des Hintern der Alarmknopf des Lifts befindet? Und man länger als drei Sekunden hat. Zum Binden? Was dann?
Dann hört man auf einmal eine Stimme. Im Knopf . Die danach frägt, was man denn tun könne.
Das mit dem Wegschliessen, das überlege ich mir noch 😉
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