Mir ist es schon klar. Echt. So wie es auch der Tatsache entspricht. Die einzige Konstante im Leben, ist die Veränderung. Da müssen wir gar nicht drüber diskutieren. Alles ist endlich. Eigentlich nichts planbar. Auch wenn uns Werbung und Wissenschaft und Schulen und wer weiss ich nicht noch alles gerne etwas anderes erzählen möchten. Jedesmal, wenn Jemand meint, ich plane jetzt mein Leben, fällt im Hintergrund das Schicksal laut lachend von seinem Schemel.
Ich erinnere mich nicht, ob die Veränderungen auch schon in meiner Jugend so prägnant waren oder es einfach heute sind. Vielleicht bilde ich mir das auch nur ein. Klar, ich sehe es an mir selber und meinen Kindern. Zum Beispiel. Wie sich alles wandelt. Und an Weihnachten. Also. Im Prinzip. Weil, Weihnachten bleibt ja immer gleich. Um den 24. Dezember rum. So in etwa. Weihnachtsbaum. Weihnachtsgebäck. Gut, schlechtes Beispiel. Weil das verändert sich dauernd. Beginnt jetzt meistens schon kurz nach Ostern. Nein, Weihnachten an und für sich. Bleibt gleich. Es sind die Umstände. Drum herum. Vor ein paar Jahren noch. Gar nicht so lange her. Da wurde die Weihnachtsbeleuchtung einfach eingeschaltet. So nach dem Prinzip “Schorsch, wenn mit den Kanaldeckeln überprüfen an der Bahnhofstrasse fertig bist, dann schalt doch schnell s’Licht ein, gell?” Und dann machte es zack und flash und Licht war’s und Weihnachten. Aus. Fertig, Ende. Irgendwo gab’s dann noch einen Glühweinstand, mit echtem Glühwein. Selbstgemachten. An dem sich Vater seinen alljährlich wiederkehrenden Weihnachtsrausch einfing. Und wir Kinder danach exorbitant teure Geschenke. Weil im Suff gekauft. Ohne Hemmungen. Manche mussten wir sogar danach wieder abgeben. Weil zu exorbitant. Sie verstehen.
Aber heute? Also gestern! Zufällig. Waren sie gestern zufällig in der Stadt? Ja? Dann waren sie zumindest nicht allein. Ha! Da waren nämlich noch ein paar tausend andere. Und harrten der Dinge. Schorsch harrten sie auch. Nur ist der Schorsch von damals heute ein anderer. Und das Lichter anzünden ein Event. Ein grosser. Grösser als das Zürcher Filmfestival. Woher ich das weiss? Es fahren keine Trams. In der Bahnhofstrasse nicht. Weil Event. Wenn Judy Dench, oder Jeremy Irons oder Schwarzenegger über den Teppich des Filmfestivals auf die andere Strassenseite ins Kino läuft, werden sie gnadenlos angebimmelt. Vom 4er. Oder 11er. Oder 2er. Weil da wird kein Tram angehalten. Nicht wegen ein paar so dahergelaufenen Schauspielern. Da könnt ja jeder kommen. Wenn Schorsch das Licht anzündet? Aber Hoppla. Dann kein Tram.
Und nicht nur an der Bahnhofstrasse. An Weihnachten ist ganz Zürich ein Event. Böse Stimmen sagen, man könnte vom Landesmuseum bis ans Bellevue. Ohne nass zu werden. Von einem Weihnachtsmarkt zum nächsten. Oder von einem Fondue Chalet ins nächste. Ich halt’s ja für ein Gerücht. Aber die vielen Leute. Die fallen sogar mir auf. Mehr als letztes Jahr.
Wissen sie, an was man Veränderungen auch noch merkt? An den Sprüchen von Bekannten. Respektive deren Inhalt.
Bessere Hälfte und ich waren ein paar Schritte am Lichterfest im Niederdorf unterwegs. Das noch etwas ruhigere Lichter anzünden. Trafen ein paar Bekannte. Von denen wir uns dann verabschiedeten. Mit der Begründung, wir müssen noch die Jungmannschaft suchen. Und dann zuhause ins Bett stecken. Weil heute zwar Lichter, morgen aber Schule. Und selber sei man ja auch etwas müde. Da meinte der Bekannte:
“Gell, so verändern sich die Zeiten. Früher gingen die Kinder vor den Alten ins Bett. Heute ist das umgekehrt!”
Schöne Weihnachtszeit wünschen wir Ihnen