Also. Das Problem ist. Es ist eine Frage des Standpunktes. Respektive. Die Leute können nicht mehr damit umgehen. Die Einen nicht. Und die Anderen auch nicht. Das war früher anders. Gibt es heute schon auch noch. Aber früher mehr. Heute weniger. Früher war alles eine Frage des Standpunktes. Und wer welchen vertrat, das wusste man. Oder merkte es. Ziemlich schnell. Besonders wenn man selber einen anderen. Es war verlässlich. Wenn Einer einen hatte, Dann vertrat er den auch. Meistens felsenfest. Heute? Heute kommt es nicht mehr auf den Standpunkt an. Die Meisten haben sowieso keinen. Oder für lau. Heute richtet sich vieles nach dem wo man steht. Also auf welcher Seite. Und die ist durchaus flexibel. Und damit auch der Standpunkt. Ein Beispiel.
Ich besitze kein eigenes Auto mehr. Aus Prinzip. Nicht weil ich muss. Freiwillig. Was aber nicht heisst, dass ich nicht mehr Auto fahre. Also als Beifahrer sowieso. Aber auch als Fahrer. Ich habe nichts gegen das Prinzip Auto. Wenn man es vernünftig umsetzt. Darum miete ich durchaus eines. Ab und zu. Hin und wieder. Aber selten. Dafür nutze ich das Tram. Und jetzt spannend. Sitze ich im Tram, vertrete ich einen anderen Standpunkt. Also, einen anderen, als wenn ich im Auto sitze. Im Tram eher Standpunkt Fussgänger gut, Autofahrer böse. Da kann es durchaus zu einer, sagen wir mal, konstruktiven Bemerkung meinerseits kommen. Gegenüber dem Autofahrer. Wenn dieser Beispielsweise wieder einmal den Weg eines Trams kreuzt. Abrupt. Ohne den Rückspiegel zu benutzen. Geschweige denn den Kopf zu drehen. Und ich durchs halbe Tram segle. Mit noch ein, zwei anderen Fussgängern. Kann es kommen. Sehr konstruktiv. Mit Nachdruck. Gebe ich zu. Wenn ich dann aber einmal in einem Auto sitze? Als Fahrer? Dann Standpunkt Autofahrer. Mit Zielgruppe Fussgänger. Stehe ich dann mal vor einem Fussgängerstreifen. Also einem solchen ohne. Ohne Ampel. Und der Fussgänger, der bewegt sich nicht in angemessenem Tempo. Über die Strasse. Also eher langsam. Dann konstruktive ich gerne auch mal den Fussgänger. Durch freundliche Handzeichen. Er möge bitte seinen Hintern doch etwas zügiger auf die andere Seite bewegen. Andernfalls man auch gerne ausstiege und ihm behülflich wäre. Es denn notwendig sei. Und da geht es nicht nur mir so. Ich schwör.
Also. Sie sehen selber. Es ist kaum mehr eine Frage des Standpunktes. Sondern eine wo man steht. Zum Zeitpunkt der Frage. Wie beim Parkplatz vor unserem Haus. Also dessen Zufahrt. Da steht ein Schild. Immer schon. Verkehrsberuhigt. Und nur für Anwohner. Oder Lieferanten. Oder Hotelgäste. Sonst nicht. Interessierte die Menschen mit Standpunkt Autofahrer und Bedürfnis Parkplatz eher weniger. Mich mit Standpunkt Anwohner und Bedürfnis Ruhe, eher mehr. Besonders am Wochenende. Morgens um Vier. Darum immer wieder mal Austausch von konstruktiven Nettigkeiten.
Seit kurzem gibt es noch etwas. Nämlich ein Konzept. Ein Neues. Mit Kamera. Die nimmt nach Sieben Abends die Nummernschilder auf. Und wer keine Bewilligung, der bekommt einen Brief. Mit Einzahlungsschein. Kostet CHF 100.-. Standpunkt Polizei. Woher ich das weiss? Abwarten! CHF 100! Fand ich, mit Standpunkt Anwohner, ganz lustig. Bis letzte Woche. Da war ich kurzfristig wieder Autofahrer. Mit Mietauto. Abends. Nach Sieben. Bedürfnis Parkplatz. Standpunkt Autofahrer. Bewilligung? Natürlich keine. CHF 100.-. Darum weiss ich es. Nicht lustig.
Ich glaube, ich muss denen auf der Wache mal meinen Standpunkt klar machen!
 

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