Zwei Dinge. Die mir wichtig sind. Nur zwei. Ich schwör. Erstens? Ich bin ein relativ einfaches Gemüt. Leicht zufriedenzustellen. Keine grossen Ansprüche. Motto? Ein guter Tag beginnt mit einem Kaffee und endet mit einem Glas Wein. Fertig. Dazwischen? Alles möglich. Zweitens? Es sind die Knochen! Ich habe schwere Knochen. In meinem ganzen Leben war ich nur einmal unter 100 Kilo. Direkt nach meiner Geburt. Zwei Sekunden später? Plopp! 100 Kilo. Ich schwör. In meinem Dienstbuch steht zwar 85. Anlässlich meiner militärischen Aushebung. Gewicht: 85. Woher die kommen? Keine Ahnung. Weil damals schon 100. Gewicht: 85. Ausgehoben als: Mitrailleur. Weil der Aushebungsoffizier meinte, so ein Fetzen wie Sie? Der trägt ein Maschinengewehr doch mit links. Damals wusste ich gar nicht, was ein Maschinengewehr ist. Ein Mitrailleur schon gar nicht. Das trug ich dann auch. Ein paar Jahre lang. Stoisch. Weil erstens. Einfaches Gemüt. Sie erinnern sich.

Zurück zu zweitens. Den schweren Knochen. Und den 100 Kilo. Zum Glück bin ich von der Grösse her auch. Also nicht gerade ein Zwerg. Die, etwas mehr als, 100 Kilo, verteilen sich gut. Auf knapp 190cm. Daher fällt es vielleicht nicht so auf.

Auffallen tut es eigentlich nur sehr sporadisch. In eher ungünstigen Momenten. Wenn erstens und zweitens so aufeinanderprallen. Wie sie vielleicht nicht sollten. Wie letztens in Interlaken. Oder heute Morgen in Zürich. Interlaken aber krasser. Weil nicht vorgewarnt. Das kam so.

Bessere Hälfte und ich. Im Lockdown. Leicht gereizt. Weil eher nach aussen orientiert. Im Sinne von Reisen. Wir reisen halt gerne. Damit der Reiz nicht überhandnahm, entschlossen wir uns. Auf eine Reise zu gehen. Von Frankreich über die Arktis nach Italien. Innerhalb eines Landes. Und weniger als 12 Stunden. Unmöglich? Ha! Nichts ist unmöglich. In der Schweiz schon gar nicht. Wir mieteten einen Camper. Fuhren Freitagabend los und übernachteten auf dem Chasselas. Einem Aussichtsberg im Jura. Französischer Teil der Schweiz. Etwas windig. Dafür sternenklar. Die Nacht. Frühstück im Bergrestaurant. Französisch. Danach der Sonne nach. Die wanderte ins Tessin. Italienische Schweiz. Wir hinterher. Kürzester Weg? Die mehr oder weniger Gerade. Über Interlaken und diverse Pässe. Auf den Pässen dicker Winter. Mit Eisbergen in den Seen. Also Arktis. Mittagspause in der Arktis. Temperaturen unter Null. Vier Stunden später? Maggiatal. In einem Grotto. Draussen. Mit brennenden Laternen. Wieder Sternenhimmel. Laues Lüftchen. Und Italienisch. Innert weniger als 12 Stunden. Sie sehen? Es geht. Und wir waren nicht die einzigen Reisenden. Nur zum Sagen.

Dazwischen? Interlaken. Zusammenprall. Zwischen Erstens und Zweitens. Bessere Hälfte bestand auf einen Kaffee. Wir liefen gerade an einem vorbei. Dieses Café eigentlich eher von der etwas exklusiveren Sorte. Teuer. Wie fast alles in Interlaken. Aber in der Nähe. Auf der Terrasse noch ein Tisch frei. Jetzt muss man wissen. Ich bin gerne bereit etwas zu zahlen. Wenn der Gegenwert dem entspricht. Dazu gehört auch das Mobiliar. Wenn teurer Kaffee in teurem Café? Dann bitte auch Gegenwert. Auch bei Mobiliar. Das war leider aus Plastik. Der Stuhl auch. Etwas besseres Plastik, aber Plastik. Dennoch. Wir nahmen Platz. Und jetzt kommt zweitens. Man muss aber vorrausschicken. Er war schon angebrochen. Hab es nur nicht gesehen. Gemerkt habe ich es dann ziemlich schnell. Die vollbesetzte Terrasse auch. Der Stuhl mein „Zweitens“ auch. Und ging in die Knie. Der Stuhl. Ich auch.

Aber weil erstens? Aufstehen. Lässiger Gesichtsausdruck. Und neuen Stuhl holen. Kurze Überprüfung. Die Terrasse hielt die Luft an. Bessere Hälfte auch. Ich schwör. Und locker abgesessen. Stuhl hielt. Der Kaffee auch. Zumindest war der Preis versprach.

Vier Wochen später. Heute Morgen. Bessere Hälfte in der Weiterbildung. Also Frühstück für mich aushäusig. Sonne scheint. Laues Lüftchen. Der Fluss plätschert. Also Kaffee im Café am Fluss. In der Sonne. Kenn ich von früher. Hat jetzt einen neuen Pächter. Und neues Mobiliar. Auf der Terrasse. Aber ist ja nur sekundär mein Problem. Und nahm Platz. Auf der Mauer. Nach dem zweiten Stuhl.

Wohl doch zu viel „Zweitens“. Ist mir aber „Erstens“! Egal…

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