Grüezi
Wenn wir Besuch haben. Was durchaus vorkommt. Weil man ja immer behauptet. Ich sei dagegen. Meistens. Was so nicht unbedingt stimmt. Also nicht generell. Mehr so spezifisch. Ich finde ja […]
Stadtgeschichten und -touren um und aus Zürich
Wenn wir Besuch haben. Was durchaus vorkommt. Weil man ja immer behauptet. Ich sei dagegen. Meistens. Was so nicht unbedingt stimmt. Also nicht generell. Mehr so spezifisch. Ich finde ja […]
Wenn wir Besuch haben. Was durchaus vorkommt. Weil man ja immer behauptet. Ich sei dagegen. Meistens. Was so nicht unbedingt stimmt. Also nicht generell. Mehr so spezifisch. Ich finde ja auch Verwandtschaft ganz nett. Unserer Beider. Weil Ausländer. Und damit im Ausland wohnhaft. Gewisse Distanz. Was Vorteile hat. Unbestritten. Aber wenn der Besuch mal auf besuch kommt? Über was wundert der sich am meisten? Ausser über meine Freundlichkeit. Weil ja immer das Gegenteil behauptet wird. Ich schwör.
Man könnte ja meinen. Also der wundert sich weniger über unsere saftigen Preise. Schon auch. Aber vor allem wundert er sich über die Freundlichkeit der Schweizer. Na sehen sie? War ja klar. Ich bin gar nicht so bösartige. Bessere Hälfte meint, man müsse eine Tafel an der Tür anbringen. «Vorsicht vor dem bissigen Gastgeber». Oder so. Alles halb so wild.
Man wundert sich also über die Freundlichkeit. Umgekehrt allerdings auch. Die Schweden in Schweden, die wundern sich auch. Über mich. Wenn ich denn mal dort bin. Weil halt alte Gewohnheit. Wenn ich hier durch Zürich spaziere. Besonders durch unseren Kreis. Dann sagt man einander Grüezi. Wünscht sich einen guten Morgen. Oder schönen Tag. Oder zum Teufel. Das dann schon auch mal. Aber man wünscht. Eine gewisse Offenheit liegt zutage. Dem anderen gegenüber. Und nicht nur im Kreis 1. Auch im 4 oder 5. Letztens am Abend. Mit Freunden abgemacht. In einer meiner Lieblingsbars. Olé Olé. Ecke Lager- und Langstrasse. Waren früh dran. Bekamen gerade noch einen Zweiertisch. Weil zu viert, ging ich auf die Suche nach zwei weiteren Stühlen. Wurde ziemlich schnell fündig. Für den ersten der zwei. Wie’s der Zufall will, wird der zweite am gleichen Tisch frei. Ich also wieder hin. Hallo! Ich bin’s schon wieder! Darf ich auch den zweiten? Ich durfte. Von dem netten Paar aus. Nicht von der Bedienung. Deren Veto? Das ginge nicht. Wegen dem Abstand und so. Meint das Paar. Wie viel seid ihr denn? Vier? Dann nehmt doch unseren Tisch. Wir wollen eh bald gehen. Und das mitten in Zürich. Sehr freundlich! Danke nochmals.
Zurück zu Schweden. Also. Wenn ich in Schweden die Verwandtschaft besuche. Und dann im Ort unterwegs bin. Zu Fuss. Dann bin ich meistens gut gelaunt. Jetzt nicht nur, weil der Verwandtschaft entkommen. Generell. Ich bin eigentlich generell gut gelaunt. Daher grüsse ich auch in Schweden. Alle. Alle, die mir begegnen und dabei ins Gesicht sehen. Das finden sogar die Schweden lustig. Wenn sie sich dann wieder erholt haben. Vom Schreck. Und zurück auf die gleiche Strassenseite kommen. Von der sie gerade geflüchtet sind. Aus reiner Vorsicht. Vor lauter Begeisterung. Und Überraschung.
In Zürich ist kaum einer überrascht. Von der lokalen Bevölkerung. Weil Usus. Wobei. Auch nicht immer. Hat aber mit einem bestimmten Menschenschlag zu tun. Im Büro. Also das Gebäude. In dem wir unser Büro haben. Viele verschiedene Firmen. Neben unserer. Einer der Nachbaren dort? Eine Softwareentwicklungsfirma. Voller Programmierer. Jetzt muss man wissen. Diese Programmierer? Das sind auch Menschen. Zugegeben. Aber eine eigene Spezies. Sehr in einer anderen Welt. Und bei sich. Also sehr mit sich selbst beschäftigt. Und ihrer Software. Bei denen? Da bin ich immer ganz besonders freundlich. Auf dem WC. Wir teilen uns einen grösseren Toilettenraum. Und ich schwör. Man sieht es schon von hinten. Wenn ein Programmierer am Pissoir steht. Wirklich. An der Haltung. Sehr in sich. Und in Gedanken. Bis ich komme. Und ein lautes, aber sehr freundliches Hallo und Grüezi miteinander in den Raum trällere. Also eigentlich etwas lauter. Mehr so schmettern. Ich schmettere dann ein Grüezi.
Und ich schwöre. Bei meiner Seele. Es war das erste Mal. Dass ich einen Menschen. Am Pissoir stehend. Aus dem Stand in die Schüssel springen sah. Fast. Aber es fehlte nicht mehr viel.
Man kann also auch noch in Zürich. Menschen mit einem Gruss überraschen.