Zorro, Rächer der Enterbten…
…oder so. Was ich am meisten höre? Von Freunden aus dem Ausland? Ausser, wie schön und wunderbar und phantastisch alles ist? In der Schweiz? Was ich mindestens genauso oft höre? […]
Stadtgeschichten und -touren um und aus Zürich
…oder so. Was ich am meisten höre? Von Freunden aus dem Ausland? Ausser, wie schön und wunderbar und phantastisch alles ist? In der Schweiz? Was ich mindestens genauso oft höre? […]
…oder so. Was ich am meisten höre? Von Freunden aus dem Ausland? Ausser, wie schön und wunderbar und phantastisch alles ist? In der Schweiz? Was ich mindestens genauso oft höre?
Ich verstehe Euch nicht! Also nicht wegen des Dialekts. Nicht nur. Nein. Generell. Ich verstehe Euch generell nicht. Zweiter Weltkrieg. Chaos und Elend in ganz Europa. Ganz Europa? Nein. In der Schweiz pflanzt man Kartoffeln. In den Parkanlagen. Gelegentlich flüchten ein paar besorgte Bürger aus Basel und der Grenzregion. In die Romandie. Den französischen Teil der Schweiz. Auch wieder in eine Grenzregion. Weil, so ein kleines Land wie die Schweiz, besteht eigentlich nur aus Grenzregion. Kann man ja fast von einer Grenze zur anderen spucken. So nah. Fast. Ansonsten? Friede, Freude, Eierkuchen. Wenn nicht ein paar versprengte Alliierte aus Versehen ein paar Bomben auf grenznahe Städte geworfen hätten? Man hätte es fast gar nicht mitbekommen. Keine Besetzung, kein Durchmarsch, nichts. Man nahm es fast persönlich.
Dann die Zeit des Terrors. Wieder versinkt die halbe Welt in Chaos, Angst und Schrecken. Überall. In Europa. Weltweit. Die Schweiz? Nichts! Man stellt sogar ab und zu mal einen vollen Migrossack an einen Bahnsteig, damit die Polizei wenigstens etwas zum trainieren kommt. Ansonsten? Nichts.
Nun das Virus. Jetzt trifft es auch uns. Der Bundesrat ruft den Notstand aus. Das Militär wird aufgeboten. Das öffentliche Leben eingefroren. Turnhallen werden geräumt und zu Notfallzentren umgebaut. Endlich gehören wir auch dazu. Und können mitreden. Sicher. Es ist nicht lustig. Es trifft einige hart. Andere ganz besonders hart. Weil sie bezahlen einen hohen Preis. den Ihres Lebens. Man spricht schon fast von Weltuntergang. Die Wirtschaft, die Gesellschaft wird sich nie mehr davon erholen. Nie mehr. Ich schwör. Ich habe es selber gelesen. Nie mehr!
Zugegeben. Für ein paar wenige Wochen war es etwas beängstigent. Keine Leute auf der Strasse. Alles zu. Weltuntergang.
Einen guten Monat später. Europa fast noch in Schockstarre. In der Schweiz? Nichts. Fast nichts. Abends am See? Voll. Die Lokale? Voll. Vor den Luxusläden an der Bahnhofstrasse? Lange Schlangen. Die Wirtschaft? Schon wieder über 90% des Vorkrisenniveaus. Die Börse? Bullt fröhlich vor sich hin. Wie wenn nichts gewesen wäre. Und das steht nicht nur in der Zeitung. Das höre ich auch aus den Gesprächen mit Kollegen, Freunden und Kunden. Resteuropa? Resteuropa wartet noch.
Der Hammer ist aber das mit den Masken. Nicht das Theater mit zuerst keine haben, dann Maschinen kaufen, die welche produzieren sollen, es aber bis heute nicht tun. Dann sich Masken zu überteuerten Preisen von irgendwelchen Züribergkids andrehen und über den Tisch ziehen lassen. Nein, nicht alles das. Ich meine das andere. Die Maskenpflicht im Öv. Zuerst sah man keine Masken, weil es zu wenige gab. Ein Aufschrei in der Bevölkerung. Als es dann genug gab, sah man keine aus Prinzip. Der gemeine Bürger wünschte sich zwar eine. Eine Maskenpflicht. Im öffentlichen Leben und Verkehr. Sogar die Mehrheit. Gem. Umfragen. Diverser. Tragen tat die Mehrheit aber keine. Auch nicht in übervollen Trams oder an Demos oder überhaupt. Ein paar versprengte, ja. Die taten es. Die grosse Mehrheit aber nicht. Wenn ich nach Feierabend ins Tram stieg und meinen Nachbaren freundlich bat, doch bitte auf die andere Seite zu husten? Oder eventuell sogar in Betracht zu ziehen, eine Maske anzulegen? Sakrileg! Sauerei! Persönliche Freiheit! Am liebsten hätte man mich geteert und gefedert.
Seit heute? Seit heute gibt sie es. Die Maskenpflicht. Und jetzt der gemeine Schweizer? Jetzt tragen alle Masken. Weil jetzt ist es ja Pflicht. Auch heute Nachmittag. Im Tram Nr 10. Vom Flughafen in die Stadt. Besetzt von 6 Personen. Verteilt auf ein ganzes Tram. Mindestens 10 Meter Abstand dazwischen. Masken. Alle. Und dann kam ich. Ohne Maske. Weil mir beim Aufsetzen der Bendel riss. Ich hatte Ersatz. In der Tasche. Die wollte ich auch gleich IM Tram anziehen. Ich schwör. Da habe ich die Rechnung aber ohne die sechs Passagiere UND den Tram-Chauffeur gemacht. Was mir denn einfalle? Es bestehe Maskenpflicht. Im ÖV. Würde sie alle gefährden. Unverantwortlich. Revolution. Man war kurz davor, mich (wieder) zu teeren und zu federn. Wirklich.
Am späteren Nachmittag auf dem Heimweg. Vorbei am Oberen Letten. Wieder sechs Personen. Circa. Aber dieses mal auf einem Quadratmeter. Masken? Pustekuchen. Gilt ja nur im ÖV. Auch im leeren.
Ich versteh Euch wirklich auch nicht. Manchmal.